Zwischenbilanz

Inzwischen ist der Hörende Fußmarsch in Meiningen angekommen.
Bei nahezu täglich wechselnder Teilnehmerzusammensetzung und
insgesamt über achtzig ‘Mitläufern’ ist er nun seit sechs Wochen
unterwegs. Spätestens jetzt darf man sich mal zwischendurch die
Frage stellen: Was soll das? Was bringt das Ganze eigentlich?

Schlaglichter:

In Küllstedt hat eine junge Frau eine ziemlich alte Strickwarenfabrik
von ihrem Großvater übernommen und tritt mit 25 Mitarbeiterinnen
gegen den asiatischen Null-Lohn Markt an. Die Pullover scheinen mir
sehr hochwertig und auf alle Fälle erschwinglich. Kaufen die Bewohner des Ortes bei ihr, um die Wirtschaft vor Ort zu stützen und die Wertschöpfung in der Region zu lassen? ‘Nicht wenn’s beim KIK die Hälfte kostet.’

Im Heilbad Heiligenstadt hat man sich gegen ein Fernwasserangebot aus Göttingen oder aus dem Thüringer Wald entschieden, obwohl man dann eigene Wasserschutzgebiete für Gewerbeansiedlung hätte freigeben können. Die Regionalität und Versorgungssicherheit hatte Vorrang vor wirtschaftlichem
Wachstum.

Hinter Gera werden wir von einer Hausfrau zum benachbarten Biobauern geschickt, von dem sie ihre Kartoffeln bezieht. Nein, dass er ein Biobauer sei, dass lasse er sich nicht anhängen, hier am Traktor die Giftspritze, dort die Fässer,  hier gehe alles ordentlich zu. Er sei aber Direktvermarkter. Wenn er morgens eine Sau schlachte, habe seine Schwiegermutter eine Liste mit Telefonnummern. Und
am Nachmittag sei das Fleisch vom Hof und der ganze Zauber vorbei.

Bei Altenburg berichtet eine Frau, mit der wir an ihrem Garten in’s Gespräch kommen, dass sie ihr gesamtes Gemüse für den Eigenbedarf anbaut, wenn Sie nicht gerade Dienst hat. Sie sei Rettungssanitäterin. Und wo? In Weimar! Achtzig Kilometer hin und achtzig zurück. Ab welchem Benzinpreis reicht das Nettoeinkommen einer Rettungssanitäterin nur noch für diese Fahrtkosten?
Im Harz spricht einer davon, dass der ‘Raumwiderstand’ zunehmen wird, dass es also mühsamer und aufwendiger wird, große Distanzen zu überwinden.

In einem Dorf bei Schleiz schüttet die Güldenquelle täglich 600.000
Liter Wasser aus. Gleichzeitig bezieht man Fernwasser aus der
Leitung und unweit davon schiebt ein junger Mann eine Schubkarre
mit 12 Flaschen Wasser aus den Vogesen zu einer Gartenparty.
Kann man das Quellwasser trinken?
Bei Sonneberg steht ein großer Sattelschlepper-Lastzug mit Wasser aus Adelholzen. Auf seiner Seitenplane ist ein fantastisches Alpenpanorama abgebildet. Vermutlich die Herkunft des Wassers. Hinter dem alpin bebilderten Lastzug erhebt sich freundlich die Silhouette des Thüringer Waldes.

Bei Sonneberg berichtet die Landrätin, dass sie schon mal einen drei Tage dauernden Stromausfall zu managen hatte. Nur drei Tage und nur ein paar Dörfer. Trotzdem: Respekt. Im Keller des Landratsamtes Schleiz liegen fein säuberlich Essenmarken. Im Bedarfsfall werden Lebensmittel beschlagnahmt und auf Marken verteilt.

Am Himmelfahrtstag immer wieder großes Hallo wenn wir anderen Wanderern begegnen und Bedauern darüber, dass wir keinen Zapfhahn auf unserer blauen Kiste hatten. Am Vormittag viele gute nüchterne Gespräche geführt. Am Nachmittag war das Zuhören weniger ergiebig.

Die großen Ohren sind so frei von einer aufdringlichen politischen oder ideologischen Aussage, dass man darüber leicht in’s Gespräch mit Passanten kommt. Einerseits erweist sich, der Hörende Fußmarsch als eine nahezu weiße Projektionsfläche, auf
der jeder das Seine sieht und auch sehen darf. Andererseits scheint mir, dass das Angebot des Fragens und Zuhörens andere dabei begleiten und unterstützen kann in die Nähe eigener Lösungen zu kommen. Lösungen zu Fragen, die sich einige unserer
Gesprächspartner auch schon selbst gestellt haben, andere aber auch noch nicht.
Die Presse war hier in Südthüringen sehr freundlich zum Hörenden Fußmarsch. Immer wieder werden wir angesprochen und die Leute wissen schon, worum es geht.

Einladung zur Abschlussveranstaltung:
Freitag, den 31. Mai 2013 15:00 Uhr bis 19:00 Uhr
im  Collegium maius, Michaelisstr. 39 in Erfurt

Dort wird vom Fußmarsch berichtet. Beobachtungen werden zusammengefasst. Gesprächspartner von den Begegnungen vor Ort kommen zu Wort. Vielleicht werden auch Schlussfolgerungen versucht. Und ganz sicher wird keine Partei gegründet.
Wer sensationelle oder gar revolutionäre Erkenntnisse von dem Abschlusstreffen erwartet, hat des Anliegen möglicherweise missverstanden und wird nicht ganz auf seine Kosten kommen. Der Hörende Fußmarsch durchmisst Thüringen in kleinen Schritten.

Wegen der begrenzten Anzahl der Plätze empfehle ich für diese
Abschlussveranstaltung eine baldige verbindliche Anmeldung per E-Mail!

Mit herzlichem Gruß

Nikolaus Huhn

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2 Responses to Zwischenbilanz

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    Lieber Nikolaus, ich bin bei der Abschlußveranstaltung dabei!
    hG Eckhard